bild zunftjahr moehli

Immer am letzten Mittwoch des Monats Januar ist es wieder soweit. Früh am Morgen versammeln sich die Meister und Mitbrüder der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug zum Gottesdienst in der Liebfrauenkapelle in der Altstadt, um der Predigt des Zunftpfarrers zu lauschen und der im Jahr zuvor verstorbenen Zünfter zu gedenken.


Nach einem gemütlichen Znüni mit Weisswein und Käsekuchen findet dann die offizielle Jahresversammlung im Gotischen Saal des Zuger Rathauses statt. Meine Zunft hält ihr Hauptbot ab. Nach dem offiziellen Teil besuchen die Delegationen der Zunft die Stadtzuger Kindergärten, um den Kleinsten über Brauch und Handwerk der Müller, Bäcker und Konditoren zu berichten. Dass da natürlich auch Gebäck und Süssigkeiten mitgebracht werden, liegt auf der Hand.


Am Mittag trifft man sich zum Essen im Restaurant Aklin oder Ochsen, wo auch die Delegationen der anderen Zuger Zünfte und die Ehrengäste empfangen werden. Bei den Ehrengästen handelt es sich immer um eine männliche Person des öffentlichen Lebens. Das kann schon mal ein Bundesrat, ein bekannter Künstler oder ein erfolgreicher Sportler sein. Es werden launig-humorvolle Reden gehalten, es wird gut getafelt und die Neuzünfter haben vor ihrer offiziellen Aufnahme eine knifflige Prüfung zu bestehen.


Am Nachmittag findet dann der eigentliche Höhepunkt statt: das Bäckermöhli. Der Fischmärt füllt sich mit vielen Kindern und ihren erwachsenen BegleiterInnen. Lauthals rufen sie „Bäckermöhli! Bäckermöhli!“. Um 16.15 Uhr ist es dann endlich soweit: Der „wohlwiisi, geschträngi und fürsichtigi“ Zunftobmann tritt mit dem Zunftrat, den Zünftern und seinen Gästen auf den Balkon, um Mutschli, Lebkuchen, Wienerli, Guetzli und Orangen auszuwerfen.


Das traditionelle Bäckermöhli findet eine halbe Stunde später am Kolinplatz seine Fortsetzung. Nach einem von der Zunftmusik begleiteten Marsch durch Neugasse und Altstadt wird der Tag mit Unterhaltung für Leib und Seele beschlossen. Ich bin immer der letzte, der nach Hause findet. Kaum angekommen, muss ich auch schon wieder in die Backstube.